Vorgeschichte zur Gründung der Zunft zum Stab

Bericht: Hanspeter Meyer, Christian Allemann / Fotos: Zunftchronik - (Nachtrag: Christian Allemann)

Wie kam es zu einer Zunft in Liestal ?

Liestal kennt keine historischen Zünfte. In grösseren Städten hatten sich die Handwerker schon früh in Zünften organisiert. In kleineren Städten wie Liestal erfolgten solche Zusammenschlüsse erst später, und zwar in Form von sogenannten Landhandwerkern.

Es gibt Hinweise von Zusammenschlüssen von verschiedenen Berufsgattungen, insbesondere der Bäcker, aber auch Metzger und Wirte, Färber und Hutmacher, Gerber, Schuhmacher, Strümpfer, Messerschmiede, Kamm-Macher, Lederhandschuh-Schneider und anderen. Es wird von über 50 handwerklichen Berufen berichtet, welche wahrscheinlich alle neben dem Rebbau und anderen landwirtschaftlichen Betätigungen ausgeübt wurden.

In Liestal ist als frühes Beispiel ein Bittgesuch von vier Liestaler Müller bekannt. Diese Landhandwerker waren zwar gegenüber der Basler Müllerordnung benachteiligt, aber gut organisiert. Es bestanden zunftähnliche Strukturen, wie eine Klage der Liestaler Schreiner und Schlosser aus dem Jahre 1610 beim Vogt von Waldenburg erwähnt.

Die Landhandwerker besassen keine Zunfthäuser wie ihre Kollegen in der Stadt. Sie trafen sich im Wirtshaus. Da die Handwerker der Landschaft oft Streit mit den Stadtbaslern hatten, konnten sich die Landzünfte nur schwer entwickeln; ausserdem wachten die Stadtzünfte stets darauf, dass die Konkurrenz auf der Landschaft nicht allzu unabhängig wurde. Es ist auch bekannt, dass sich auch die Handwerker-Zusammenschlüsse in Liestal oft gegen fremde Einflüsse wehren mussten.

Weiter interessant ist, dass schon früh bei den Basler Zünften die Aufgabe bestand Stipendien zu vergeben. Dies mag der Ansporn gewesen sein für Chrispianus Strübin, Schultheiss von Liestal, Vergabungen zu machen. In der Folge errichtete er eine Stipendien-Stiftung. Damit sollen Liestaler Strübin einen Zustupf für ihre Lehre oder ihr Studium erhalten.

Das Strübin-Geschlecht aus Liestal war schon früh mit dem Basler Zunftwesen verbunden.

So war die Rede von einem Hans Strübin, Zunftmeister zum Schlüssel. Weiter wurde von einem Hans Strübin im Rat berichtet, und zwar als Vertreter der Weinleutenzunft. Später kam dieser nach Liestal und übte seinen Beruf als Scherer und Arzt hier aus und liess den Verwundeten auf dem Schlachtfeld in Dornach Hilfe zukommen (später erfolgte da eine Verbindung zu einer Zunft, der Magdalenenzunft in Dornach).

Der Gedanke in Liestal auch eine Zunft zu gründen blieb bis in die frühen 1980er Jahre immer in den Köpfen von einigen Liestalern. Als dann die Feierlichkeiten „800 Jahre Stadt Liestal„ näher rückten wurden die Initianten einer Zunft-Gründung wieder aktiv. So streckten einige ihre Fühler aus, um abzuwägen, ob eine Zunftgründung eine Chance haben könnte. Aber weshalb soll eine Zunft in Liestal gegründet werden? Welche Ideen hatten die Zunftgründer beflügelt ?

Im Vordergrund war sicher das reichhaltige Liestaler Brauchtum, welches seit Generationen mit viel Engagement gepflegt wird. Diese Traditionen galt und gilt es zu wahren.

Neben dem Brauchtum ist die Pflege der Liestaler Eigenheiten, Sachen, Geschichte und Soziales ein wichtiges Standbein unserer Stadt.